Der in Meisenthal lebende Künstler Stephan Balkenhol (* 1957, Fritzlar, Hessen) hat international mit Skulpturen im öffentlichen Raum (Münster 1987/London 1992) wie auch grossen Einzelausstellungen (Hirshhorn Museum, Washington 1995/Kunstmuseum Wolfsburg 1998/Contemporary Arts Center, St. Louis 2001) auf sich aufmerksam gemacht. Die Mai 36 Galerie zeigt den Künstler seit 1989 regelmässig.
Die Arbeiten des Bildhauers Stephan Balkenhol zeichnen sich durch ihre Präsenz aus. Obwohl seine Skulpturen unaufdringlich sind und in ihrer Materialität äusserst unprätentiös erscheinen –sie bestehen meist aus farbig gefasstem Holz-, entwickeln sie eine Intensität, die den Betrachter immer wieder auf sie zurückkommen lässt. Dies mag am Sujet liegen. Stephan Balkenhol setzt sich seit vielen Jahren mit der Möglichkeit einer zeitgemässen Darstellung des Menschen auseinander. Aber auch seinen Tierdarstellungen eignet sie in hohem Masse. Dabei zeigt er nicht Momente grössten Ausdrucks, sondern eher einem jedem vertraut erscheinende emotionale Regungen und Körperhaltungen. Wie kommt es, dass der Betrachter nicht umhin kommt, selbst seinen kleinsten Figuren Individualität zuzuschreiben und sie in ihrem faktischen Sein als unantastbar und unhinterfragbar zu erleben? Trotz der Exemplarität dieser Bildwerke, die niemals einen bestimmten Menschen meinen, sondern eher auf Menschliches schlechthin zielen, erlebt man jede einzelne von ihnen als ein Gegenüber. Die immer spürbare, jedoch sich niemals in den Vordergrund drängende Materialität der Darstellung, die sich durch die ungeglätteten Oberflächen und die Skizzenhaftigkeit der Bearbeitung des Holzes ergibt, scheint hierzu beizutragen. Sie führt dazu, dass diese Werke immer auch auf sich selbst verweisen und sich nicht in der Darstellung von etwas, einem Mann, einer Frau, einer Giraffe, einem Zebra oder einem Löwen erschöpfen. Dieser Selbstverweis hebt die plastischen Werke aus einer einfachen Bedeutungsrelation heraus. Indem sie immer auch auf sich selbst referieren, behaupten Balkenhols Arbeiten ihre Autonomie. Sie verschliessen sich damit einer abschliessenden Deutung und schaffen sich ihren eigenen Raum zwischen Nähe und Distanz. [Text: Iris Wien]