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Ian Anüll

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Die Mai 36 Galerie freut sich, vom 16. November bis zum 21. Dezember 2002 neue Arbeiten von Ian Anüll (geboren 1948 in Sempach bei Luzern) präsentieren zu können. Die Mai 36 Galerie zeigt den Künstler seit 1988 regelmässig. Im kommenden Frühjahr wird ihm das Kunstmuseum Solo- thurn eine umfassende Einzelausstellung widmen. Ian Anüll lebt und arbeitet in Zürich und Pa- ris. Mit seinen Arbeiten führt uns Ian Anüll gleichsam mit augenzwinkerndem Ernst die Funktions- weise eines alchemistischen Labors vor. Zwar wird hier nicht davon geträumt, Schlamm, Gestein und Geröll in Gold zu verwandeln oder - wie in Jonathan Swifts Akademie von Lagado, auf die Gulliver bei seinen Reisen stösst - daran gearbeitet, bereits Verdautes auf direktem Wege wie- der in Nahrungsmittel zurück zu überführen, doch Umwertungsprozesse finden auch hier statt.

Ian Anüll arbeitet mit Fundstücken. Sie stammen aus der Welt des Konsums, der Massenmedien, der Welt der Zeichen und Signete, aber auch der Natur. Durch ihre Überführung in den Ausstellungsraum werden sie zu Relikten unserer menschlichen Zivilisation, wobei ihnen die Basis der gebräuchlichen Be- wertungsschemata, denen all diese Dinge ausserhalb ihres künstlerischen Gebrauchs unterlagen, vom Künstler im neuen Kontext entzogen wird. Doch geschieht dies keineswegs so, dass ihr alter Sinn dabei in Vergessenheit geriete. Im Gegenteil, gerade so werden seine Voraussetzungen allererst hinterfragbar und können zum Gegenstand des Nachdenkens werden. Im Unterschied zur Pop Art, die sich erstmals im grossen Stil der Konsumwelt und des Alltags bemächtigte, wird das Gezeigte hier nicht affirmativ gefeiert, sondern durch die sparsamen, gezielten Eingriffe des Künstlers subtil unterwandert. Dabei bewegt sich der Künstler an den Rändern unserer wohlgeordneten Welt, wo das Reale immer wieder ins Imaginäre umschlagen, Imaginationen sich aber auch unvermittelt als wahr herausstellen können. Unter der Hand verwandeln sich die hier versammelten Dinge. Ein Stein aus der zum Mittelmeer fliessenden Rhone wird durch das Registered Trademark Signet ® zum Produkt deklariert. Das Zeichen selbst verwandelt sich durch eine einfache spiegelbildliche Umkehrung in ein kyrillisches (sprich „ja“), was „Ich“ bedeutet. Ein Bild greift in die Realität über und beginnt so zwischen Konkretion und Imagination zu oszillieren. Bei Ian Anüll ist die Kunst niemals Selbstzweck, sondern wird zu einem präzisen Instrument der Recherche. [Iris Wien]

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